LIDAR (Light Detection and Ranging) und Photogrammetrie sind zwei weit verbreitete Fernerkundungstechnologien zur Erfassung räumlicher Informationen. Beide Technologien haben ihre spezifischen Anwendungsbereiche und jeweils eigene Vor- und Nachteile. In diesem Bericht werden die grundlegenden Prinzipien, Anwendungen und Unterschiede zwischen LIDAR und Photogrammetrie beleuchtet, wobei ein besonderer Fokus auf die Erfassung von Vegetation, schlechten Lichtverhältnissen und Prozessiergeschwindigkeit liegt.
1. Grundlagen von LIDAR und Photogrammetrie
1.1 LIDAR
LIDAR ist eine aktive Fernerkundungstechnologie, die Laserlicht zur Messung der Entfernungen zwischen dem Sensor und der Erdoberfläche verwendet. Ein LIDAR-System besteht aus einem Lasersender, einem Empfänger und einem GPS-Empfänger zur Bestimmung der Position des Sensors und bei Verwendung einer Drohne, mit einer IMU (Inertial Measurement Unit). Die Laserstrahlen werden auf die Oberfläche gerichtet und die Zeit, die das Licht benötigt, um zum Sensor zurückzukehren, wird gemessen. Durch Kombination der Entfernungsmessung mit der Position und Ausrichtung des Sensors können dreidimensionale Punktwolken der Oberfläche erstellt werden.
1.2 Photogrammetrie
Die Photogrammetrie ist eine passive Fernerkundungstechnologie, die auf der Verarbeitung von Fotografien basiert, um dreidimensionale Informationen über die abgebildete Szene zu extrahieren. Durch das Erfassen von Bildern aus verschiedenen Winkeln und Positionen können photogrammetrische Software Geometrien und Tiefeninformationen rekonstruieren. Moderne photogrammetrische Techniken verwenden oft Computer Vision Algorithmen und automatisierte Verfahren zur Bildregistrierung, um präzise 3D-Modelle zu erstellen.
2. Anwendungsbereiche
2.1 Vegetation
LIDAR ist besonders effektiv bei der Erfassung von Oberflächen unterhalb von Vegetation, da Laserstrahlen in der Lage sind, durch das Blätterdach hindurchzudringen und mehrere Reflexionen bzw. Pulse auf unterschiedlichen Höhen innerhalb der Vegetation zu registrieren. Dies ermöglicht die Erstellung detaillierter 3D-Modelle von Wäldern oder anderen Vegetationstypen, einschließlich der Erfassung von Bodenhöhen unter dem Blätterdach. Hier ist wichtig darauf hinzuweisen, dass der LiDAR nicht durch Blätter geht, sondern in der Regel offene Stellen findet, wo der Laser Strahl dann auf den Boden treffen kann.
Photogrammetrie hingegen hat Schwierigkeiten, dichte Vegetation präzise abzubilden, da sie auf Bildern basiert, die das Licht reflektieren, das von der Vegetationsoberfläche zurückgeworfen wird. Dies bedeutet, dass Photogrammetrie bei der Erfassung von Informationen unterhalb des Blätterdachs weniger effektiv ist. Dazu kommt, dass für das Verfahren der ein und selbe Punkt aus mehreren Bildern zu sehen sein muss. Da Vegetation sich bewegt ist dies meist nicht gegeben und daher entstehen in den Datensets häufig Löcher. Darüber hinaus ist es zumeist auch nicht gegeben, dass der Erdboden mit dichter Vegetation darüber aus mehreren Bildern gesehen werden kann. Allerdings kann Photogrammetrie bei der Erstellung von hochauflösenden Oberflächenmodellen und der Klassifizierung von Vegetationstypen aufgrund der Farbinformationen in den Bildern nützlich sein.
2.2 Schlechte Lichtverhältnisse
LIDAR hat den Vorteil, unabhängig von Lichtverhältnissen zu arbeiten, da es ein aktives System ist, das seine eigene Lichtquelle (Laser) verwendet. Dadurch können LIDAR-Systeme auch bei schlechten Lichtverhältnissen, wie zum Beispiel in der Nacht, präzise Daten erfassen.
Photogrammetrie ist hingegen auf die natürliche Beleuchtung angewiesen, da sie auf Bildern basiert. Bei schlechten Lichtverhältnissen können photogrammetrische Verfahren weniger präzise oder sogar unbrauchbar sein, da die Bildqualität beeinträchtigt wird und es schwierig sein kann, wichtige Merkmale in den Bildern zu identifizieren. Um dem etwas entgegen zu wirken macht es Sinn auf hochwertige Sensoren mit großen Pixeln zu gehen. Es empfiehlt sich, dass Vollformat Sensoren mit entsprechend guten Objektiven genutzt werden. Umso kleiner der Sensor und die Pixel, desto weniger die Qualität.
3. Prozessiergeschwindigkeit
LIDAR-Systeme können große Mengen an Punktwolken-Daten in relativ kurzer Zeit erfassen, da die Messungen in Echtzeit erfolgen und die räumliche Auflösung durch die Anzahl der Laserimpulse pro Sekunde bestimmt wird. Dies ermöglicht eine schnelle Erfassung großer Gebiete. Die Verarbeitung der Rohdaten in LIDAR-Systemen ist in der Regel auch schneller als bei Photogrammetrie, da weniger komplexe Algorithmen verwendet werden. Je nach Projekt benötigt man für die Prozessierung der LiDAR Daten nur etwa 20 - 30 % der Zeit.
Photogrammetrie kann bei der Verarbeitung von Bilddaten zeitaufwändiger sein, da eine Vielzahl von Schritten erforderlich ist, einschließlich Bildregistrierung, Georeferenzierung, Strukturierung aus Bewegung (SfM) und dichter Bildzuordnung. Die Verarbeitung von photogrammetrischen Daten kann je nach Größe des Datensatzes und der verwendeten Hard- und Software mehrere Stunden bis Tage in Anspruch nehmen. Hier empfiehlt es sich hochwertige Gaming PCs zu nutzen die einen entsprechend großen Arbeitsspeicher wie auch Grafikkarte haben.
4. Weitere Vor- und Nachteile
4.1 Vorteile von LIDAR
- Hohe Genauigkeit und Präzision, insbesondere bei der Erfassung von Höheninformationen
- Unabhängigkeit von Lichtverhältnissen
- Effektiv bei der Abbildung von Vegetation und unterirdischen Strukturen wie dem Bodenniveau unter dem Blätterdach
- Direkte Erfassung von 3D-Punktwolken ohne zusätzliche Verarbeitungsschritte
4.2 Nachteile von LIDAR
- Je nach Anforderung hohe Anschaffungskosten, insbesondere für terrestrische Systeme
- Größere Datenmengen (als GPS oder Tachymeter), die mehr Speicherplatz und Verarbeitungskapazität erfordern
- Fehlen von Farb- oder Texturinformationen in den erfassten Daten. (Siehe Fazit)
4.3 Vorteile der Photogrammetrie
- Geringere Kosten im Vergleich zu LIDAR-Systemen, da handelsübliche Kameras verwendet werden können
- Fähigkeit, hochauflösende Oberflächenmodelle und Orthofotos zu erzeugen
- Bereitstellung von Farb- und Texturinformationen, die für die Klassifizierung von Objekten und die Erstellung realistischer 3D-Modelle nützlich sind
4.4 Nachteile der Photogrammetrie
- Abhängigkeit von Lichtverhältnissen und Wetterbedingungen
- Schwierigkeiten bei der Erfassung von dichten Vegetationsstrukturen und verdeckten Objekten
- Zeitaufwändige Verarbeitungsschritte zur Erstellung von 3D-Modellen
- Geringere Genauigkeit und Präzision im Vergleich zu LIDAR, insbesondere bei Höhenmessungen
Fazit
Sowohl LIDAR als auch Photogrammetrie bieten wichtige Funktionen zur Erfassung räumlicher Informationen und haben ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. LIDAR ist besonders effektiv bei der Erfassung von 3D-Informationen über Vegetation und bei schlechten Lichtverhältnissen, während Photogrammetrie kostengünstiger und besser geeignet ist, um detaillierte Oberflächenmodelle und farbige 3D-Modelle zu erstellen.
Die Wahl zwischen LIDAR und Photogrammetrie hängt von den spezifischen Anforderungen eines Projekts ab, wie z. B. der gewünschten Genauigkeit, den Umweltbedingungen, dem verfügbaren Budget und den gewünschten Endprodukten. In vielen Fällen kann eine Kombination beider Technologien die besten Ergebnisse liefern, indem die Stärken der jeweiligen Verfahren genutzt und die Schwächen minimiert werden. Beispielsweise können LIDAR-Daten verwendet werden, um präzise Höheninformationen und Vegetationsstrukturen zu erfassen, während photogrammetrische Daten Farb- und Texturinformationen für die Klassifizierung von Objekten und die Erstellung realistischer 3D-Modelle liefern.
In den letzten Jahren haben sich auch hybride Ansätze entwickelt, die LIDAR- und Photogrammetrie-Daten integrieren, um die Qualität und Genauigkeit der resultierenden Modelle zu verbessern. Solche Ansätze nutzen die Vorteile beider Technologien und bieten eine umfassendere Darstellung der erfassten Umgebung.
Zukünftige Entwicklungen in den Bereichen LIDAR, Photogrammetrie und Computer Vision könnten die Fähigkeiten beider Technologien weiter verbessern und neue Anwendungsbereiche erschließen. Insbesondere könnten Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen dazu beitragen, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und Effizienz von Photogrammetrie-Verfahren zu erhöhen und die Genauigkeit von LIDAR-basierten Klassifizierungs- und Segmentierungsaufgaben zu verbessern.
Insgesamt bieten sowohl LIDAR als auch Photogrammetrie wertvolle Werkzeuge zur Erfassung räumlicher Informationen in verschiedenen Anwendungen, von Umweltstudien über Infrastrukturplanung bis hin zur Archäologie. Die Wahl der geeigneten Technologie oder Kombination von Technologien hängt von den spezifischen Zielen und Anforderungen jedes Projekts ab, und es ist wichtig, die Vor- und Nachteile jeder Methode sorgfältig abzuwägen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Bei Fragen dazu sind wir gerne für Sie da.